Zunächst einmal wünsche ich allen ein gesundes und schönes Jahr 2022.
Ich musste ein paar angedachte Pläne für den Blog leider über den Haufen werfen und mir eine kleine Auszeit nehmen…
Baumharze findet man in viel mehr alltäglichen Bereichen, als man vielleicht auf Anhieb denkt.
So z.B. in der Herstellung von Heftpflastern oder Kaugummi.
Früher wurden die Baumharze im Schiffbau genutzt um die Schiffe oder auch um Eichenfässer zu versiegeln.
Zudem zählt Baumharz zu einem der ältesten Heilmittel.
Insbesondere die Harze der Fichten, Kiefern, Lärchen und Tannen.
Geschichte und Verwendung:
Früher gab es den heute ausgestorbenen Beruf des Pechsieders bzw. Harzers.
Auch heute findet man manchmal noch die schräg angeritzten Bäume, die der Harz Gewinnung dienten.
Meist sind dies Fichten und Kiefern.
Doch durch die Verletzungen bei der Harzgewinnung erkrankten die Bäume schnell an Stockfäule.
Das Harz wurde für die Herstellung von Terpentin, Teer und Pech benötigt und wurde in Lacken und Farben verarbeitet.
Doch auch in der Verarbeitung von Klebstoffen, der Erstellung von Papier war/ist das Harz zu finden.
Streichinstrumente werden heute noch mit einem Bestandteil des Baumharzes (Kolofonium) behandelt.
Doch mit der Zeit wurde der Naturharz immer mehr von dem Kunstharz abgelöst, da dieser leichter herzustellen ist.
In der Geschichte der Menschheit wird der Baumharz wohl auch der erste Kaugummi gewesen sein.
Denn schon in der Steinzeit oder bei den alten Ägyptern sollen die Menschen auf dem Harz herum gekaut haben.
Doch auch Waldarbeiter kauten wohl gerne den puren Harz, daher der Name „Kaupech“.
Dieser wird heute auch als nachhaltigere Alternative in der Herstellung von manchen Kaugummis genutzt.
(Schmeckt eigentlich ganz gut, aber Vorsicht, verklebt die Zähne! Und nur da drauf rum kauen, was man auch mit Sicherheit kennt!)
Nicht zu vergessen das wohl älteste „Harz“, der Bernstein.
Genau genommen ist der Bernstein ja gar kein „richtiger“ Stein, sondern versteinertes Baumharz, das in mindestens einer bzw. mehreren Millionen Jahren, unter Druck und dem Ausschluss von Luft, zu dem Bernstein gepresst wurde.
Die heilende Wirkung des Fichtenharzes:
Die Harze der Nadelbäume sind reich an heilenden, ätherischen Ölen, Terpentin, Gerbstoffen, Harzen und Vitaminen.
Baumharze der Nadelbäume haben verschiedene positive und gesundheitsfördernde Eigenschaften.
So kann man Fichtenharz zu einer Wundsalbe verarbeiten ( Pechsalbe) denn das Harz wirkt antibakteriell, antiseptisch, fördert die Wundheilung und ist entzündungshemmend.
Auch bei Rheuma, Gicht, Muskelverspannungen, Erkrankungen der Atemwege und Arthritis kann eine Salbe aus dem Harz der Fichte, Kiefer und Tanne Besserung verschaffen, denn sie wirkt auch durchblutungsfördernd und somit wärmend.
Da der Baum seine Wunde mit Harz verschließt um sich z.B. auch vor Pilzen zu schützen, fand man heraus, dass eine Harzsalbe auch gegen Nagelpilz helfen kann.
Dies ist jedoch ein langwieriger Prozess über mehrere Wochen und muss täglich aufgetragen werden.
Eine Tinktur aus Fichtenharz hilft gegurgelt bei Entzündungen im Mund-Rachenraum.
Auch bei Halsschmerzen kann sie gegurgelt werden.
Das Verräuchern des Harzes hat eine uralte Tradition und wurde wohl schon lange vor oder als Alternative zu dem Weihrauch genutzt und wird auch „heimischer Weihrauch“ genannt.
Aber neben den esoterischen Bedeutungen hat das Verräuchern von Fichtenharz auch eine gesundheitsfördernde Wirkung.
So soll es die Raumluft desinfizieren und reinigen, was man sich gerade zur Erkältungszeit zunutze machen kann.
In Griechenland wurden zudem die Weinfässer mit dem Harz der Aleppokiefer ausgeräuchert, um diese zu desinfizieren.
In Weinen wie Retsina wird ebenfalls das Harz der Aleppokiefer hinzugegeben.
Bienen nutzen das Harz zum Bau ihrer Waben bzw. um diese winterfest zu machen.
Daraus entsteht dann das heilende Propolis.
Mit dem Baumharz lassen sich zudem gute und nachhaltige Feueranzünder/Starter herstellen.
So auch der „Kienspan“, ein Stück sehr harzreiches Holz von z.B. Fichte, Tanne oder Lärche.
Harz sammeln:
Was man beim Sammeln von Baumharzen beachten sollte:
Die Ausscheidung von Harz bei einem Baum erfolgt meist nach einer Verletzung des Baumes.
Es dient dazu, ähnlich wie auch beim Menschen, auf dessen Wunde sich Schorf bildet, die Wunde zu verschließen und um vor Schädlingen, Pilzen und Krankheiten zu schützen.
So sollte man nicht die direkte Kruste, die sich auf der Wunde befindet, abkratzen da man sonst die Wunde des Baumes wieder aufreißt. Sondern die „Harztränen“ oder „Harzperlen“ die meist von der Wunde herunterfließen absammeln.
Und auch lieber von mehreren oder bereits gefällten Bäumen sammeln als nur einen Baum zu „malträtieren“.
Im Winter ist die beste Zeit zum Sammeln von Harz.
Und ähnlich wie beim Sammeln der Maiwipfel sollte man vorher den Waldbesitzer, um Erlaubnis fragen, um unnötigen Ärger zu vermeiden.
Alternativ können die Harze aber auch käuflich erworben werden.
Wer jedoch selber losziehen möchte, benötigt (neben der Erlaubnis des „Baumbesitzers 😉 ) einen Behälter (ich nutze ein Schraubglas), ggf. Handschuhe da man sonst wirklich lange klebrige und schwarze Hände hat, ein Messer um das Harz vorsichtig abzukratzen.
Zum Säubern von Messer und Händen kann man pflanzliches Öl benutzen, da Harz sich gut in Öl löst.
Es gibt zwei verschiedene Arten von Harz.
Das Ölharz, das sich sofort nach der Verletzung bildet.
Nach ein paar Wochen bildet sich dann das „Überwallungsharz“.
Wer nun das Harz zu Salben (Pechsalbe) weiter verarbeiten möchte, muss dieses erst trocknen lassen.
Für die Herstellung eignet sich das Fichtenharz sehr gut aber auch Tanne, Lärche oder Kiefer können verwendet werden.
- 40 gr. Fichtenharz,
- 80 gr. Olivenöl (es kann auch mit Ringelblumenöl gemischt werden),
- 20 gr. Bienenwachsperlen oder eine vegane Alternative, z.B. ein Pflanzenwachs.
- Optional kann auch mit Lanolin also Wollfett gearbeitet werden.
- leere und desinfizierte Salbentiegel,
- Topf für das Wasserbad sowie zwei hitzefeste Gläser,
- Nylonstrumpf oder Sieb zum abseihen (Vorsicht, kann danach wahrscheinlich nicht wieder verwendet werden).
Das Öl oder die Öle, je nachdem, und das Harz in das hitzefeste Glas füllen und im Wasserbad erwärmen bis es schmilzt.
Dies kann um die 3 h ausziehen da es sich um einen Wärmeauszug handelt und die 6 Wochen, die so ein Öl normalerweise auf der Fensterbank auszieht, überbrückt.
Das Harz mit einem Holzspieß o.ä. (nicht wieder verwendbar) gelegentlich umrühren.
Wenn alles gut geschmolzen und ausreichend durchgezogen ist, kann die Ölmischung in das zweite Glas abgeseiht werden.
Dahinein werden nun die Wachsperlen zugegeben und wieder in das Wasserbad gestellt.
Alles gut verrühren während es schmilzt.
Zum Test können einige Tropfen der Mischung auf einen Teller gegeben werden und können da abkühlen.
Wenn die Konsistenz noch nicht wie gewünscht ist, kann noch Öl oder Wachsperlen hinzugegeben werden.
Sollte alles passen, kann die Salbe in die sauberen Tiegel abgefüllt werden und nach dem Abkühlen ist sie fertig.
Tinktur:
- 30 gr. Baumharz,
- 100 ml hochprozentigen mind. 40 % Alkohol,
- ein Esslöffel Wachholderbeeren kann optional auch hinzugegeben werden.
Das Baumharz zerkleinern und mit dem Alkohol in ein Schraubglas geben.
Diese Mischung muss nun mindestens 30 Tage durch ziehen.
Dann kann die Tinktur durch einen z.B. Kaffeefilter in eine Flasche abgeseiht werden.
Zum Gurgeln nutzt man 20 bis 30 Tropfen der Tinktur in ca. 150 ml Wasser.
Fichtnadelöl:
Weil es gerade passend zum Thema ist und im Fichtenbeitrag (Die Fichte) nicht vorkam, kommt hier noch ein Rezept für heilsames Fichten- oder Kiefernnadelöl.
Dieses kann ebenso bei Gelenk-, Muskelbeschwerden, Erkältungen und als Massageöl verwendet werden.
Zudem wirkt es durchblutungsfördernd.
Die Zubereitung ist ganz einfach.
Man benötigt:
- eine Handvoll Fichten- oder Kiefernnadeln (bitte nicht mit der Eibe verwechseln!),
- ca. 200 ml Bio Olivenöl,
- Mörser
- Optional äthersiches Fichtennadelöl (ca. 10 Tropfen)
- 1 Glas für das Wasserbad sowie Topf (hitzefest)
- Mullbinde und Sieb zum Abseihen
- eine Flasche für das fertige Öl.
Zunächst die sauberen Baumnadeln zerschneiden und im Mörser zerstampfen um das ihre Wirkstoffe besser austreten.
Nadeln und Öl in das Glas geben und in einem Wasserbad für mindestens ca. 3 Stunden ziehen lassen.
Das Öl sollte eine grüne Farbe annehmen.
Dann kann das Öl in eine verschließbare Flasche abgeseiht werden.
Wie bei fast allen Pflanzen können auch Nadelbäume allergische Reaktionen oder Rötungen der Haut und Schleimhäute hervorrufen.
Vor allem da sie reich an ätherischen Ölen und Terpentin sind.
So muss jeder für sich selbst schauen, da ich keine Haftung für evl. „Schäden“ übernehme, da dies nur Anregungen und Inspirationen sind.
Hier verlinke ich noch einmal die vorhergehenden Themen zu Fichte und passend zum Thema die Farbe Grün:
https://wildwiesenkind.de/die-fichte/ & https://wildwiesenkind.de/die-farbe-grun/